Ich habe ein gewisses Faible für Literaturpreise. Es ist nicht so, dass ich finde, dass prämierte Bücher besser sind als solche, die keinen Preis gewonnen haben. Viele tolle Bücher hätten aus meiner Sicht einen Preis verdient, haben diesen aber nicht bekommen. Literaturpreise – vor allem die Nominierungen – helfen mir aber dabei, sehr schnell einen Überblick über aktuelle Bücher zu gewinnen. Mir ist klar, dass der vorgefiltert ist und natürlich sind die Longlists der verschiedenen Buchpreise nicht meine einzige Informationsquelle. Gleichzeitig bin ich sicher, dass ich nie einen so guten Einblick in die Literatur aus UK gewonnen hätte, wenn ich nicht irgendwann angefangen hätte, den Booker Prize regelmäßig zu verfolgen.
Das vorweggeschickt werde ich ab jetzt hier auf dem Blog einen weiteren Literaturpreis vorstellen, den ich bisher überhaupt nicht auf dem Schirm hatte: den australischen Stella Prize. Ähnlich wie der Women’s Prize for Fiction (dessen Longlist übermorgen bekanntgegeben wird) konzentriert der Stella Prize sich auf Literatur von Frauen und nicht-binären Menschen, und warum ich das sinnvoll finde, habe ich bereits hier und hier geschrieben. Da ich australische Literatur meist gar nicht auf dem Schirm habe und nach wie vor kaum männliche Autoren lese, freue ich mich über ganz viele neue Anregungen.
Anders als der Women’s Prize for Fiction unterscheidet der Stella Prize nicht zwischen Belletristik und Sachbüchern. Es wird einfach das in den Augen der Jury beste Buch ausgezeichnet. So finden sich auf der diesjährigen Longlist Sachbücher, Romane, Bände mit Kurzgeschichten und eine Graphic Novel. Voraussetzungen für die Nominierung eines Buchs sind: Es wurde von einer weiblichen oder nicht-binären Autor*in verfasst und diese*r lebt permanent in Australien oder hat die australische Staatsbürgerschaft.
Die Longlist für den Stella Prize 2020 wurde bereits am 6. Februar vorgestellt. Die Shortlist folgt schon nächste Woche, am 6. März. Die Preisverleihung findet am 8. April statt.
Die Nominierten für den Stelle Prize 2020 (Longlist):
- Lucky Ticket von Joey Bui (Kurzgeschichten)
- Song Spirals von der Gay’wu Group of Women (Sachbuch)
- See What You Made Me Do von Jess Hill (Sachbuch)
- Diving Into Glass von Caro Llewellyn (Sachbuch)
- The House of Youssef von Yumna Kassab (Kurzgeschichten)
- When One Person Dies the Whole World is Over von Mandy Ord (Graphic Novel)
- There Was Still Love von Favel Parrett (Roman)
- Here Until August von Josephine Rowe (Kurzgeschichten)
- This is How We Change the Ending von Vikki Wakefield (Roman)
- The Yield von Tara June Winch (Roman)
- The Weekend von Charlotte Wood (Roman)
- Paper Emperors von Sally Young (Sachbuch)