Die Nominierten für den Preis der Leipziger Buchmesse wurden bereits gestern bekanntgegeben, aber ich bin momentan so sehr mit meinen eigenen Messe-Vorbereitungen (dazu an anderer Stelle mehr) beschäftigt, dass ich das fast verpasst hätte. Dabei freue ich mich auf den Preis der Leipziger Buchmesse immer ganz besonders. Und das aus gleich mehreren gründen:
Grund 1: Die Anzahl der Nominierten ist überschaubar.
In jeder der drei Kategorien Belletristik, Sachbuch und Übersetzung sind 5 Bücher nominiert. Wenn man sich eine Kategorie herauspickt, ist es durchaus zu schaffen, alle Bücher bis zur Preisverleihung am 12. März 2020 zu lesen. Das sind zwar nur noch vier Wochen, aber machbar. So kann man sich selbst einen Überblick verschaffen und den eigenen favorisierten Titel wählen. Beim Deutschen Buchpreis ist das mit 20 Büchern in vier Wochen zwischen Longlist- und Shortlist-Verkündung sehr, sehr schwierig. (Ich hab’s einmal geschafft, da hatte ich aber sieben der nominierten Titel zufällig vorher schon gelesen.)
Grund 2: Die Kategorien
Ich habe eigentlich nie einen Überblick darüber, welche Sachbücher aktuell erscheinen. Nicht etwa, weil mich das nicht interessiert, sondern weil mein Blick sofort zu den Romanen geht, sobald ich irgendwo Bücher sehe. Der Preis der Leipziger Buchmesse erinnert mich immer daran, dass es da noch mehr gibt, und oft habe ich unter den nominierten Titeln spannende Bücher entdeckt. Dasselbe gilt für die übersetzten Titel.
Grund 3: Es gibt keine Longlist.
Für die Nominierten finde ich es schöner, dass zwischen ihnen nicht noch einmal ein Ranking stattfindet. Wer nominiert ist, ist nominiert, und ein Titel gewinnt am Ende in jeder Kategorie. Bei anderen Buchpreisen finde ich es immer schade, wenn jemand es „nur“ auf die Longlist geschafft hat, dabei ist das der weitaus größere Schritt. Schließlich muss ein Titel dazu erst einmal vom Verlag vorgeschlagen und dann von der Jury auf die Longlist gesetzt werden. Die künstliche Spannung, die das erzeugt, finde ich persönlich meist unnötig. Natürlich habe ich trotzdem immer meine favorisierten Titel, die ich vorne sehen möchte.
Und wer ist für den Preis der Leipziger Buchmesse 2020 nominiert?
Als ich die Shortlist gestern Abend kurz überflogen habe, habe ich mich sehr über die nominierten Titel gefreut. Die letzten Bücher von Leif Randt (Planet Magnon) und Ingo Schulze (Peter Holtz. Sein glückliches Leben erzählt von ihm selbst.) habe ich sehr gerne gelesen. An Kruso, mit dem Lutz Seiler 2014 den Deutschen Buchpreis gewonnen hat, erinnere ich mich auch noch gut (und gerne). Ganz besonders freue ich mich über die Nominierung von Verena Güntner, die ich bei der Buchvorstellung ihres Debütromans Es bringen, mit dem sie 2013 den Kelag-Preis gewonnen hat, erleben durfte. Dieser Coming-of-Age-Roman hat mich so nachhaltig beeindruckt, dass ich mehr als sechs Jahre nach dem Lesen einzelne Passagen noch ganz deutlich vor Augen habe. Die Lücke, dass ich die fünfte Nominierte Maren Kames, bisher nicht kenne, werde ich ganz schnell schließen.
Und hier im Überblick alle Nominierten für den Preis der Leipziger Buchmesse 2020:
Nominierte in der Kategorie Belletristik
- Verena Güntner: Power
- Maren Kames: Luna Luna
- Leif Randt: Allegro Pastell
- Ingo Schulze: Die rechtschaffenen Mörder
- Lutz Seiler: Stern 111
Nominierte in der Kategorie Sachbuch und Essayistik
- Bettina Hitzer: Krebs fühlen. Eine Emotionsgeschichte des 20. Jahrhunderts
- Michael Martens: Im Brand der Welten: Ivo Andrić. Ein europäisches Leben
- Armin Nassehi: Muster: Theorie der digitalen Gesellschaft
- Julia Voss: Hilma af Klint – „Die Menschheit in Erstaunen versetzen“. Biografie
- Jan Wenzel (Hg.) zusammen mit Anne König, Andreas Rost u.a.: Das Jahr 1990 freilegen
Nominierte in der Kategorie Übersetzung
- Fran Ross: Oreo, aus dem amerikanischen Englisch von Pieke Biermann
- Clarice Lispector: Tagtraum und Trunkenheit einer jungen Frau. Sämtliche Erzählungen, aus dem brasilianischen Portugiesisch von Luis Ruby
- Angel Igov: Die Sanftmütigen, aus dem Bulgarischen von Andreas Tretner
- George Eliot: Middlemarch. Eine Studie über das Leben in der Provinz, aus dem Englischen von Melanie Walz
- Charles Baudelaire: Der Spleen von Paris, aus dem Französischen von Simon Werle