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The Luminaries (Eleanor Catton)

von Yvonne
Cover "The Luminaries" (Eleanor Catton)

Cover „The Luminaries“ (Eleanor Catton)

Am Ende läuft jeder Streit auf die Frage hinaus, ob man mehr Sicherheit oder mehr Freiheit möchte. Thomas Balfour, der mit dem Goldrausch in Kalifornien zum gemachten Mann geworden ist, gibt diese Weisheit an Walter Moody weiter, der 1866 von Edinburgh nach Hokitika in Neuseeland kommt, um ebenfalls als Goldsucher reich zu werden und gleichzeitig einem Familienstreit aus dem Weg zu gehen. Moody trifft Balfour gleich am Abend seiner Ankunft in Hokitika und merkt gar nicht, dass der ältere Mann vor allem eins will: Moody schnellstmöglich wieder loswerden. Denn in dem Hotel, in dem der Schotte abgestiegen ist, wird gerade eine geheime Besprechung abgehalten, in der es auch um die Frage geht, ob Sicherheit oder Freiheit das wichtigere Gut ist. Bis sie Moody ins Vertrauen ziehen, muss dieser erst mal selbst einige unschöne Details aus seiner Vergangenheit preisgeben. Und während Moody versucht, das Vertrauen dieser zwölf sehr unterschiedlichen Männer zu gewinnen, wünschen sich diese nichts mehr, als die vermeintlichen Verbrechen, die ihren Heimatort umtreiben aufzuklären. Da ist zum Beispiel Anna, eine Prostituierte, die angeblich versucht hat, Selbstmord zu begehen, was natürlich nicht ungesühnt bleiben darf. Die wahrscheinliche Ursache für ihre Verzweiflung ist das Verschwinden eines wohlhabenden Mannes aus dem Ort. Wo er hingegangen ist, ob er vielleicht sogar tot ist, weiß niemand, und auch das wollen die Männer, die von Moody unterbrochen werden, herausfinden. Der Politiker Alistair Lauderback scheint auch in die Geschichte verwickelt zu sein, und seine Geschichte führt über eine alte Affäre, eine Erpressung und einen in der Wüste gefundenen Toten zu einem Schiff, das sich früher in Lauderbacks Besitz befand, der „Godspeed“, die gleichzeitig das Schiff ist, das Moody nach Neuseeland gebracht hat und auf dem er unaussprechlichen Horror erlebt hat.

The Luminaries: Verwobene Geschichten während des Goldrauschs

Die Handlungsstränge sind vielfältig und oft mysteriös: Auf einem Schiff taucht plötzlich ein zusätzlicher Passagier auf, Séancen werden genutzt, um den verschwundenen Geschäftsmann aufzuspüren und jeder, aber auch jeder trägt seine Geheimnisse mit sich herum. Als Leser versucht man selbst, die vielen Rätsel, die die miteinander verwobenen Geschichten in sich tragen, zu lösen, was „The Luminaries“ zu einem besonderen Lesevergnügen macht.

„The Luminaries“ spielt nicht nur im 19. Jahrhundert, es ist in Aufbau und Erzählweise auch an die großen Romane des 19. Jahrhunderts angelehnt. Jedes Kapitel beginnt mit einer kurzen Zusammenfassung, die einen Ausblick auf die Handlung gibt, die Figuren sind detailreich und ausführlich beschrieben und allein der Umfang des Romans ist für eine moderne Veröffentlichung ungewöhnlich lang. Dabei findet sich auf den gesamten 832 Seiten nicht ein überflüssiges Wort, und die Verwebung der einzelnen Handlungsstränge, die Beschreibung der Beziehungen der Figuren untereinander und das umfangreiche „Personal“ des Romans hätten in einem kürzeren Text keinen Platz gefunden. Dabei ist die Frage „Freiheit oder Sicherheit“, die „The Luminaries“ durchzieht, genau so alt wie aktuell und auch heute tägliches politisches Streitthema.

Darüber hinaus hat „The Luminaries“ einen ganz besonderen Aufbau, denn der Roman ist durch und durch an den Tierkreiszeichen orientiert, was dem Leser bereits im Vorwort erläutert wird. Immer wieder ist auch im übertragenen Sinn von „Häuser“ (Schauplätzen) oder „Einflüssen“ die Rede, und jedes Kapitel hat einen Planeten in einem Tierkreiszeichen vorangestellt, und es gibt auf jeden Fall neue Einblicke in die Geschichte, wenn man nach Lektüre des Kapitels einfach mal recherchiert, was diese astrologischen Kombinationen bedeuten.

Von meiner Seite eine klare Leseempfehlung.

„The Luminaries“ stand nicht nur auf der Shortlist für den Man Booker Prize 2013, sondern hat den Preis auch sehr verdient gewonnen. Damit ist Eleanor Catton die jüngste Autorin, die je mit dem Man Booker Prize ausgezeichnet wurde.

Infos zum Buch

The Luminaries
Eleanor Catton
832 SeitenErstausgabe 2013

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