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The Water Cure von Sophie Mackintosh

von Yvonne

Den Vater nennen sie King – König – und die Mutter einfach Mutter. Mehr muss man fast nicht wissen über das Leben von Grace, Lia und Sky, um zu verstehen, wer in der Familie bestimmt, wo es lang geht. Die drei Schwestern leben mit ihren Eltern isoliert auf einer Insel. Ihr Weltbild stammt von King, der sie vor der giftverseuchten Welt „da draußen“ bewahren möchte.

Sein Mittel ist Abhärtung, wie er es nennt. Er hat alle möglichen Therapien und Heilmittel erfunden, um sie vor nicht näher erklärten Übeln zu bewahren. Und diese Therapien lesen sich wie Folter. Die Mädchen müssen möglichst lange unter Wasser aushalten, Tiere töten (das nennt sich dann Love Therapy) oder eine der drei wird systematisch aus dem Kreis der Familie ausgeschlossen. Hin und wieder kommen Frauen auf die Insel, die King ebenfalls „therapiert“. Ob es die Gefahren, vor denen King immer warnt, wirklich gibt, bleibt jedoch unklar.

Und dann ist King eines Tages einfach verschwunden. Die Therapien hören jedoch nicht auf, sondern werden von der Mutter übernommen. Die Mädchen folgen ganz selbstverständlich und setzen ihr seltsames Leben fort.

Eines Tages erscheinen zwei Männer und ein Junge auf der Insel. Die Mutter versucht sie einzuschüchtern, bläut den Töchtern ein, sich den Männern auf keinen Fall zu nähern. Doch diese übernehmen einfach das Haus, Lia beginnt eine Affäre mit einem der Männer und schließlich verschwindet auch die Mutter.

The Water Cure: Feministische Dystopie

Ich habe ein gewisses Faible für feministische Science Fiction, und entsprechend gespannt war ich auf The Water Cure von Sophie Mackintosh, das letztes Jahr auf der Longlist für den Man Booker Prize stand. Tatsächlich handelt der Roman vor allem von toxischer Männlichkeit. Alle Männer, die auftauchen, sehen sich selbst als natürliche Herrscher über die Frauen an, unabhängig davon, ob sie von diesen abhängen oder ihnen zu Dank verpflichtet sind.

Vor allem King, der sich wirklich wie der König der Insel aufführt, läss seine Töchter und seine Frau seine Stärke besonders spüren. Dabei ist er vordergründig nicht gewalttätig oder aggressiv. Er manipuliert viel mehr so geschickt, dass ihm alle freiwillig folgen, weil sie denken, es gäbe keine Alternative.

In diesem Aspekt erinnert The Water Cure an den Greek Weird Wave-Film Dogtooth, in dem ein Ehepaar (ebenfalls geführt vom Familienpatriarchen) seine drei heranwachsenden Kinder von der Außenwelt abschirmt. Sophie Mackintosh zeigt in ihrer Geschichte, wie es für die Töcher weitergeht, nachdem sie von der männlichen Dominanz befreit sind und sich selbst einordnen können. Ob man in der Welt draußen wirklich sofort an einer Vergiftung stirbt, bleibt unklar. Dass sie vergiftet ist – drinnen wie draußen – ist jedoch offensichtlich.

Erster Satz:

Once we have a father, but our father dies without us noticing.

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