Eigentlich müsste ich mich bei dem einprägsamen Titel „Bla Bla Bla“ erinnern, aber ich weiß beim besten Willen nicht, wie ich an dieses Buch gekommen bin, nur dass es auf mich einen der bleibendsten Eindrücke überhaupt hinterlassen hat.
Plötzlich ist das „Bla Bla Bla“ zu viel
Die Geschichte in „Bla Bla Bla“ beginnt mit einer Situation, so alltäglich, dass keiner außer dem namenlosen Ich-Erzähler sich daran zu stören scheint: Im Urlaub in irgendeiner Großstadt steht er vor der Damentoilette eines Einkaufszentrums und wartet auf seine Freundin. Während er die anderen tütenbepackten Männer betrachtet, die mit ihm vor der Toilette herumstehen und dem titelgebenden „Bla Bla Bla“ um sich herum zuhört, kreisen seine Gedanken um ebenjene Freundin, die sich als doch nicht so toll herausgestellt hat, diesen Urlaub, der ihm keinen Spaß macht, und den Job, den er nur hat, um sich so etwas leisten zu können. Und schon im sich über zwei Seiten erstreckenden ersten Satz wird ihm klar, dass er das alles nicht will, nicht wollte und auch nicht wollen muss. Er dreht sich um und geht. Ohne Nachricht, ohne Spur.
Flucht vor der Dauerbeschallung
Ein zufällig ausgewählter Bus bringt ihn irgendwohin, er nimmt ein Zimmer und versucht, in der Anonymität der Großstadt zu verschwinden. Das Geld, das er bei sich trägt, wird vermutlich eine Weile, aber nicht besonders lange reichen. Die Tage verstreichen ereignislos, er lässt sich treiben, sitzt am Fluss, versucht, seine Interaktion mit anderen auf das Nötigste zu beschränken, um der Dauerbeschallung und Dauerkommunikation zu entkommen. Obwohl er längst für sich selbst entschieden hat, dass er kein Teil dieser Gesellschaft mehr sein will, wird ihm klar, dass er zwar selbst stehen bleiben, aber nicht aussteigen kann. Noch in seiner selbstgewählten Abgeschiedenheit entdeckt er, dass auch er dem Zwang unterliegt, sich selbst einen Sinn zu geben.
Seine Versuche, sich abzuwenden, autark zu sein und nicht mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen, bringen ihn schließlich, als das Geld ausgeht, auf die Straße. Doch auch hier hat er sein Ziel – keins zu haben – noch nicht erreicht.
Into the Wild in der Großstadt
„Bla Bla Bla“, das man locker an einem Nachmittag durch hat, habe ich das erste Mal vor einigen Jahren gelesen, und es hat mich nie losgelassen. Ähnlich wie in Into the Wild von Jon Krakauer sucht jemand einen Weg aus den vorgegebenen Bahnen der Gesellschaft und muss feststellen, dass der einzige Weg hinaus nach unten führt.
Infos zum Buch
Bla Bla Bla (Bla bla bla)
Giuseppe Culicchia
138 Seiten
Erstausgabe 1997