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Sommerferien in der eigenen Vergangenheit

von Yvonne

Max Flieger ist Ende 20 und Lehrer, und sein Beruf ist für ihn mit so wenig Leidenschaft verbunden, so unwichtig für sein Leben, dass man während der ganzen gut 250 Seiten von Am Ende schmeißen wir mit Gold nicht mal erfährt, welche Fächer der Ich-Erzähler eigentlich unterrichtet. Aber es sind ja ohnehin gerade Sommerferien und Max geht seiner Lieblingsbeschäftigung nach: Er schaut Tier-Dokumentationen. Da er das bei seinen Eltern im Schwarzwald genau so gut kann wie zu Hause in Bremen, willigt er ein, während einer Urlaubsreise der Eltern auf Hund Lio und das Haus aufzupassen. Also lässt Max sein Appartment und seinen besten Freund Valentin in Deutschlands Norden zurück, um noch einmal in die Gegend seiner Kindheit und Jugend zu fahren, die Jacques Cousteau-DVD und jede Menge nicht verarbeitete Erinnerungen im Gepäck.

Die Dinge passieren selten, wenn man sie erwartet, deswegen fällt den meisten Menschen das Sterben ja so schwer.

Gleich nach der Abreise trifft Max dann auch unerwartet auf Maria, seine Jugendliebe, von der er gar nicht wusste, dass sie wieder im elterlichen Heimatort lebt. Und nicht nur das, sie lebt dort ausgerechnet bei Jan, mit dem beide früher sehr eng befreundet waren, wobei nur die Freundschaft zwischen Jan und Maria Bestand hatte. Jan, der am Rand der Ortschaft einen Bauernhof geerbt hat, hat dort mit ein paar Freunden eine Art Kommune gegründet, und ehe Max es sich versieht, sitzt er dort mit Jan auf dem Dach und tauscht zerbrochene Schindeln aus.

AM ENDE SCHMEISSEN WIR MIT GOLD: Die Schatten von Vergangenheit und Zukunft

Fast schon glaubt Max daran, dass er es mit einem abgekarteten Spiel zwischen Maria und seinen Eltern zu tun hat, dass sie die Unstimmigkeiten, die es zwischen den Freunden früher gab, ob diese Weise ins Reine bringen wollen. Doch das Leben erwischt Max von einer ganz anderen, unerwarteten Seite, nämlich als die offensichtlich einzigen Polizisten des Dorfs plötzlich vor der Tür stehen und ihm die Nachricht überbringen, dass seine Eltern auf Kreta gestorben sind. Max, der schon den ganzen Tag über ein ungutes Gefühl hatte, zieht diese Nachricht den Boden unter den Füßen weg, und Max stellt sich den wahren Schatten seiner Vergangenheit: unerfüllten Träumen, verpassten Gelegenheiten und an einer Stelle fataler Mutlosigkeit. Sein erster Schritt, zu sich selbst zu finden, besteht darin, auf Kreta selbst eine Tier-Dokumentation zu filmen und damit einen Kindheitswunsch, den sein Vater vergeblicherweise gefördert hatte, nun doch noch in die Tat umzusetzen.

Am Ende schmeißen wir mit Gold ist eine unterhaltsame und vielfältige Reise in die Vergangenheit, wobei jedoch an so mancher Stelle weniger dann doch mehr gewesen wäre, zum Beispiel, wenn Max Flieger in wirklich jeglicher Hinsicht als orientierungslos dargestellt wird, oder wenn irgendwie noch Marias Lieblingsbuch Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson Eingang in die Geschichte finden muss, zumal das ja so wunderbar zu Max‘ Nachnamen passt. Ein paar Unstimmigkeiten in der Geschichte – warum zum Beispiel informiert die örtliche Polizei Max über den Tod seiner Eltern und nicht etwa deren Freundin, bei der sie zu Gast waren und die, im Gegensatz zur Polizei, wahrscheinlich wusste, dass Max aktuell im elterlichen Haus wohnt – stören ein wenig, wenn sie auch insgesamt der Erzählung keinen Abbruch tun.

Alles in allem ist Am Ende schmeißen wir mit Gold, der Debütroman von Fabian Hischmann, durchaus lesenswert und kurzweilig, spricht einen emotional aber trotz der teilweise sehr tragischen Geschichte erstaunlich wenig an.

Am Ende schmeißen wir mit Gold steht auf der Shortlist für den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik, der am 13. März verliehen wird, und gewann auch das Publikumsvoting, wobei jedoch zwei der nominierten Titel erst morgen erscheinen

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