Ein ganz normaler Tag im Leben von Peter Brown, Assistenzarzt in einem Krankenhaus in Manhattan: Nachdem er morgens um fünf schon auf dem Weg zur Arbeit überfallen wird, er auf eine neue Pharmavertreterin trifft, die ihn mit allen Mitteln zum Vertragsabschluss bringen will, eine Patientin über Nacht gestorben ist und er nach der Visite um halb sechs schon chemische Unterstützung braucht, um den Tag zu überstehen, wird es richtig schlimm.
Ein neuer Patient, Nicholas LoBrutto, erkennt ihn aus seinem früheren Leben. Bevor Peter Brown zu Doc Brown wurde, war er in – der Name des Patienten lässt’s erahnen – Mafiakreisen unter seinem richtigen Namen Pietr Brwna alias „Bärentatze“ als Auftragsmörder unterwegs, bis er sich durch eine Kronzeugenaussage einen Platz im Zeugenschutzprogramm aus- und jetzt offensichtlich eine Menge Ärger eingehandelt hat. Zu Browns zweifelhaftem Glück hat LoBrutto Angst zu sterben und nicht allzu viel Vertrauen zu seinen Ärzten. Und so bietet er dem Assistenzarzt an, ihn nicht zu verraten, wenn LoBrutto es heil durch die bevorstehende OP schafft. Womit der Klinikalltag noch ein wenig hektischer wird, da Brown nicht nur das Leben seiner Patienten retten muss, sondern nun auch sein eigenes – und daher „Schneller als der Tod“ sein muss. Parallel zum nervenaufreibenden Klinikalltag mit Zusatz-Schwierigkeiten erfährt man als Leser in nicht weniger rasanten Rückblenden Browns Weg in die Mafia hinein und wieder heraus und lernt jede Menge Sachen, von denen man gar nicht ahnte, dass man sie wissen wollte. Natürlich spitzt sich die Lage bis zum dramatischen Show-down mehrfach bis aufs Äußerste zu, so dass Brown keine Minute zur Ruhe kommt.
Schneller als der Tod – das gilt auch fürs Lesen
Josh Bazell schafft es in seinem Debütroman tatsächlich, den ehemaligen Mafiakiller Peter Brown zu so etwas wie einem Sympathieträger zu machen, obwohl er in seinem Leben nicht immer gute und richtige Entscheidungen getroffen hat. Aber man erfährt genug über seine Herkunft, seine Hintergründe und seine aktuelle Motivation, dass man die Figur sehr gut nachvollziehen kann – und mit ihr mitfiebert, während sie vor den Mafia-Schergen auf der Flucht ist.
Dabei hat die Erzählung eine Geschwindigkeit, von der selbst die Hauptfigur nur träumen kann. Zwischen spannend, komisch, absurd, traurig und an ein oder zwei Stellen auch (ziemlich) unappetitlich gleitet „Schneller als der Tod“ so selbstverständlich und springt dabei völlig mühelos zwischen Gegenwart und Vergangenheit, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legt, bis man es zu Ende gelesen hat.
Vielleicht kein Buch, über das man noch tagelang nachdenken muss, aber die Zeit, in der man es liest, wird man bestens unterhalten. In Geschwindigkeit und vermitteltem Faktenwissen (und auch in der Tabulosigkeit gegenüber eklligen Szenen) erinnert das Buch stark an Chuck Palahniuk, und tatsächlich war es eine Empfehlung von Palahniuk selbst bei Twitter, die mich auf den Roman „Schneller als der Tod“ gebracht hat.