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Schiffbruch mit Tiger von Yann Martel

von Yvonne

Ich geb’s zu: Als ich zum ersten Mal den Titel „Schiffbruch mit Tiger“ las, dachte ich an irgendeine halb-esoterische Metapher, die ich nicht verstand. Oder an eine Hauptfigur mit einem seltsamen Spitznamen, der irgendwie nicht im Leben zurecht kommt. Aber nein, bei „Schiffbruch mit Tiger“ bekommt man genau das, was (zumindest auf der deutschen Ausgabe) drauf steht.

Je mehr Religionen, desto besser

Piscine „Pi“ Patel, dessen Name auf das französische Wort für Schwimmbad zurück geht und in der Schule für Spott sorgt, wächst im indischen Pondicherry als Sohn des Zoodirektors auf. Er und sein Bruder Ravi lernen bereits früh, dass wirklich jedes Tier gefährlich ist. Doch seit ihr Vater ihnen unter Einsatz des Lebens einer Ziege und sicher einiger schlafloser Nächte seiner Söhne eindrucksvoll demonstriert hat, was passieren kann, wenn man sich vor Tieren nicht in Acht nimmt, fürchten sich die beiden am meisten vor dem bengalischen Tiger.

Während Ravi keine Gelegenheit auslässt, den Jüngeren aufzuziehen („Die nächste Ziege bist du.“), wendet Pi sich der Religion zu oder eher den Religionen. Nachdem er wie seine Eltern gläubiger Hindu ist, wird er außerdem Christ und Moslem. In der Familie stößt das auf Unverständnis, doch für Pi sind diese verschiedenen Weltsichten keineswegs unvereinbar. Und da er schon früh weiß, was er will, und keine Schwierigkeiten hat, sich Widerständen zu stellen, lässt man ihn schließlich mehr oder weniger gewähren.

Tragischer Schiffbruch – mit Tiger

Als Pi sechzehn Jahre alt ist, entschließen sich seine Eltern, nach Kanada auszuwandern. Wie in einer Arche nehmen sie einen großen Teil der Zootiere mit aufs Schiff. Doch im Gegensatz zur Arche gelangt das Schiff, auf dem Pi unterwegs ist, nicht ans Ziel. In der ersten Nacht an Bord ereignet sich ein Unfall. Das Schiff sinkt, und Pi rettet sich mit vier Tieren auf ein Rettungsboot: einem Zebra, einer Hyäne, einem Orang Utan – und dem Tiger.

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Schiffbruch mit Tiger (Life of Pi) von Yann Martel

Erschienen 2004 bei Fischer
384 Seiten, 9,95 Euro

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Schiffbruch mit Tiger (Life of Pi) von Yann Martel

Erschienen 2004 bei Fischer
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Der Tiger tötet und frisst die anderen Tiere, bis schließlich nur noch er und Pi übrig sind. Um zu überleben, muss Pi den Tiger versorgen, füttern und auch einschüchtern, und während der mehr als 200 Tage als Schiffbrüchiger helfen ihm sein Einfallsreichtum und sein Glauben, immer wieder aufs Neue weiterzumachen und sich auch von den unglaublichsten Dingen, die ihm widerfahren, nicht erschrecken zu lassen.

„Schiffbruch mit Tiger“ ist aus der Sicht eines Interviewers geschrieben, der Pi Jahre nach dem Schiffbruch aufsucht und seine Geschichte aufschreibt. Notizen über den erwachsenen Pi wechseln sich ab mit Rückblenden, in denen Pi selbst von seinem Leben und seiner Zeit des „Schiffbruch mit Tiger“ erzählt. Und ganz am Ende wartet Pi mit einer Variante auf, die seine gesamte Geschichte in einem anderen Licht erscheinen lässt.

Spannend, schnell gelesen, und am Ende nicht so eindeutig, wie man zeitweise dachte. Yann Martel erhielt 2002 den Man Booker Prize für „Schiffbruch mit Tiger“.

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