Home Rezensionen A Tale for the Time Being (Ruth Ozeki)

A Tale for the Time Being (Ruth Ozeki)

von Yvonne
Cover "A Tale for the Time Being" (Ruth Ozeki)

Cover „A Tale for the Time Being“ (Ruth Ozeki)

Ruth ist Schriftstellerin und ihrem Mann Oliver und ihrer an Alzheimer erkrankten Mutter zuliebe ist sie vor einigen Jahren nach Vancouver Island gezogen. Mittlerweile ist die Mutter gestorben, und die Abgeschiedenheit des Dorfs auf Vancouver Island macht Ruth ebenso zu schaffen wie die Tatsache, dass sie schon lange nichts mehr geschrieben hat. Eigentlich wollte sie eine Art Autobiographie über die Zeit mit ihrer kranken Mutter verfassen, doch schon lange hat sie das Gefühl, sich bei der Arbeit im Kreis zu drehen. Bei einem Spaziergang am Strand entdeckt sie eine Frühstücksbox mit „Hello Kitty“-Logo, und eigentlich nimmt sie sie nur mit nach Hause, um sie wegzuwerfen. Doch Oliver untersucht die Box näher und findet in ihr ein ganz besonderes Tagebuch, das in eine alte Ausgabe von „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ geschrieben wurde, nachdem man die Originalblätter durch weiße ersetzt hatte. Das Tagebuch stammt von Naoko, genannt Nao, einem 16jährigen japanischen Mädchen, und Oliver vermutet, dass das Tagebuch durch den Tsunami von 2011 ins Meer und von dort bis an die kanadische Küste gespült wurde. Ruth, die sich eigentlich fest vorgenommen hatte, an ihrem eigenen Projekt weiterzuarbeiten, wird von Naos Geschichte völlig in den Bann gezogen.


 

A Tale for the Time Being: Die Zeiten überdauerndes Tagebuch

Auch wenn Nao zu Beginn ihres Tagebuchs nicht so recht weiß, worüber sie schreiben soll, gibt es aus ihrem eigenen Leben einiges zu berichten. Nachdem ihr Vater mehr als zehn Jahre lang in Kalifornien mit seiner Familie ein tolles Leben als Programmierer geführt hat, wurde nach Bankrott der Firma die gesamte Familie nach Japan zurückgeschickt. Hier, arbeits- und mittellos, versucht der Vater vergeblich eine Stelle zu finden, die Mutter bemüht sich, den sozialen Abstieg zu ignorieren und Nao selbst wird in der Schule von den Mitschülern zunächst gepiesackt, dann ignoriert, was in einer für sie inszenierten Trauerfeier gipfelt. Als klar wird, dass der Vater auf Dauer arbeitslos bleiben wird, versucht er – jedoch vergeblich -, sich das Leben zu nehmen, und verbringt seine Tage anschließend mit Origami und dem Lesen von Philosophie-Büchern. Die einzige wirkliche Stütze in Naos Leben ist ihre Urgroßmutter, eine buddhistische Nonne, die ihrer Urenkelin mit Ratschlägen zur Seite steht.

Während Ruth völlig fasziniert die Geschichte von Nao liest, beginnt sie parallel dazu, zu recherchieren, was mit dem Mädchen und seiner Familie geschehen ist.

„A Tale for the Time Being“, dessen Titel ein englisches Wortspiel ist und sowohl mit „eine vorläufige Geschichte“ als auch mit „eine Geschichte für das Zeit-Wesen“ (und in dieser Bedeutung ist der Titel gemeint) übersetzt werden kann, handelt zum einen vom ungewollten Leben in der Fremde, das Ruth wie auch Nao zu schaffen macht. Darüber hinaus hat die Zeit eine große Bedeutung, denn Naos Tagebuch ist ja nicht nur durch den Raum, sondern auch ein paar Jahre durch die Zeit gereist, um von Ruth gefunden zu werden. Dass das Tagebuch ausgerechnet in „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit geschrieben ist, ist ebenfalls kein Zufall. Die Teile, in denen Nao ihre Geschichte erzählt, sind die spannenderen Kapitel in „A Tale for the Time Being“, auch wenn man an einigen Stellen das Gefühl hat, dass eine 16jährige nicht so schreibt und spricht wie in Naos Tagebuch.

„A Tale for the Time Being“ steht auf der Shortlist für den Man Booker Prize 2013.

Infos zum Buch

A Tale for the Time Being
Ruth L. Ozeki
420 Seiten
Erstausgabe 2013


[manual_related_posts]

Google

Das könnte dir auch gefallen:

Schreibe einen Kommentar

Diese Website nutzt Cookies. Ich gehe davon aus, dass du damit einverstanden bist, wenn du die Seite nutzt. Du kannst dich aber aktiv davon abmelden. Akzeptieren Mehr Informationen