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Wenn Geschichte die Familie prägt

von Yvonne

Hadubrand Einzweck, genannt Harry, kennt seinen Vater Hinrich kaum, da dieser Frau und Kind für eine neue Familie sitzen gelassen hat, die er dann auch wieder verließ – wie Harry später selbst auch. Dennoch steht Hinrich vor der Tür, als Harry als Komponist erste Erfolge vorweisen kann. Doch schon bald geraten die beiden wieder auf Grund ihrer politischen Ansichten aneinander: Hinrich ist überzeugter Sozialist, ist in den 1950ern freiwillig von Hamburg in die DDR gegangen, um zu helfen, den sozialistischen Staat aufzubauen. Harry als junger Mann der 1980er wünscht sich mehr Freiheiten und glaubt, als Musiker schon allein auf Grund seines künstlerischen Ausdrucks dem System Widerstand zu leisten, obwohl er immer wieder erstaunlich kompromissbereit ist, wenn es um seine musikalische Erklärung geht.

Der Konflikt zwischen den beiden geht jedoch weiter als ein „normaler“ Vater-Sohn-Konflikt, denn Hinrich arbeitet für die Stasi und ist beauftragt in Musiker-Kreisen Informationen zu beschaffen – unter anderem über seinen eigenen Sohn. Ein moralisches Dilemma scheint das für den systemtreuen Vater nicht zu sein, schließlich dient er einer guten Sache.

Die Lüge: Roman über Verrat und Vertrauen

Wie viele Romane zur DDR ist auch Die Lüge ein Roman über einen Generationen-Konflikt, da diese aufeinander prallenden unterschiedlichen Auffassungen am Ende die Entstehung und den Zerfall des Systems sehr persönlich widerspiegeln. Die beiden Männer mit den so ähnlichen Namen – Hildebrand und Hadubrand -, bei denen sie sich beide nicht rufen lassen, stehen nicht nur für unterschiedliche Generationen, sondern vor allem für unterschiedliche politische Ansichten.

Parallel entwickelt Uwe Kolbe die Biographien von Vater und Sohn, die sich mit Ausnahme der politischen Überzeugungen, die sich aus Zeit und Umgang aber auch wie zufällig ergeben, erstaunlich gleichen, und die konsequent in entgegengesetzten Positionen enden. Sprachlich und erzählerisch ist der Roman eher schwer zugänglich, da er sich teils in Nebenhandlungen verliert, eine Vielzahl an unbedeutenden Nebenfiguren – meist Frauen – auffährt, die schnell nicht mehr auftauchen, und nicht chronologisch, sondern eher thematisch geordnet die Leben der beiden Hauptfiguren durchläuft. Im Hintergrund schwelt der Konflikt zwischen Vater und Sohn, der nie so richtig ausbricht, aber ständig vorhanden ist. Gerade das macht Die Lüge durchweg bedrückend und teilweise verwirrend.

Dennoch ist dieser autobiographisch inspirierte Roman (Uwe Kolbes Vater arbeitete für die Stasi und beschaffte Informationen über den Sohn) ein absolut lesenswertes Zeugnis des Alltags in der DDR.

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