Sie ist die Stadt der Städte und die Antwort auf alle Probleme der Menschheit: In Diaspar, Tausende von Millionen Jahren in der Zukunft, ist das Leben mühelos, sorgenfrei und vor allem lang. Durch technischen Fortschritt ist sogar der Tod überwunden, und die Einwohner von Diaspar kehren nach einem Tausende Jahre währenden Leben in eine Art Tiefschlaf zurück, um zu einem ganz anderen Zeitpunkt wieder zu erwachen und ein weiteres Leben zu führen. Die Erinnerungen, die sie aus ihren früheren Leben für bewahrenswert halten, können sie reaktivieren, so dass quasi für jeden Unsterblichkeit erreicht ist. Die Tage in Diaspar bringt man mit intellektuellen Diskussionen, virtuellen Abenteuerspielen und Sex herum, Gleichberechtigung ist kein Thema mehr, weil sie längst etabliert ist und um die nächste Mahlzeit und einen Platz zum Schlafen muss sich auch niemand sorgen: Die Mahlzeit kann man sich einfach durch Gedankenkraft selbst erzeugen und Schlaf ist nicht nicht nur überbewertet, sondern längst als unnötig abgeschafft.
Da Diaspar alles bieten kann, was man sich vom Leben wünscht, gibt es keinen Grund, die Stadt verlassen zu wollen, und tatsächlich haben die Einwohner Diaspars nicht nur kein Interesse an der Außenwelt, sondern regelrecht Angst davor. Dass jemand in die Wüste vor den Toren Diaspars gehen möchte, kommt einfach nicht vor. Gar die Sterne erkunden zu wollen, ist völlig undenkbar. Bis Alvin „geboren“ wird. Alvin ist seit Jahrmillionen der erste Mensch, der nicht auf vergangene Leben zurückblickt, der über keine alten Erinnerungen verfügt und der auch keine Angst hat, Diaspar zu verlassen. Im Gegenteil: Alvin drängt es geradezu danach, seine Umgebung zu erforschen und die Grenzen der Stadt zu überwinden.
Die Stadt und die Sterne: Abenteuer in der Zukunft
Bei fast allen Freunden stößt Alvins Neugier auf Unverständnis. Als er jedoch auf einer seiner Erkundungstouren durch die Stadt den Spaßmacher Khedron, der nicht ganz den starren Regeln Diaspars unterliegt, trifft, findet Alvin in ihm eine Art Verbündeten, der zwar die selben Ängste wie alle Einwohner der Stadt hat, Alvin aber dennoch helfen möchte und kann.
Als er es schafft, die Stadt zu verlassen, stellt Alvin schnell fest, dass es anders als gedacht noch eine weitere Stadt auf der Erde gibt, Lys, die völlig verschieden zu Diaspar funktioniert und in der bewusst auf Teile des technischen Fortschritts verzichtet wurde. Für Alvin ist seine Reise aber noch lange nicht vorbei, denn warum die Menschheit sich dagegen entschieden hat, die Sterne weiter zu erforschen, ist immer noch nicht geklärt.
„Die Stadt und die Sterne“ erschien 1956 unter dem Titel “The City and the Stars” und wurde im Deutschen auch unter dem Titel “Die sieben Sonnen” veröffentlicht. Es handelt sich dabei um eine Überarbeitung von Clarkes erstem Roman “Diesseits der Dämmerung” (engl. “Against the Fall of Night”) von 1948, für den Clarke zunächst keinen Verlag fand. Etwa ein Viertel von “Die Stadt und die Sterne” stammt aus „Diesseits der Dämmerung“. Mittlerweile sind beide Romane verlegt und noch erhältlich. Auch eine Fortsetzung zu „Die Stadt und die Sterne“ gibt es, die 1990 von Gregory Benford in Zusammenarbeit mit Arthur C. Clarke unter dem Titel „Jenseits der Dämmerung“ veröffentlicht wurde.
„Die Stadt und die Sterne“ ist auf den ersten Blick eine klassische Science Fiction-Abenteuergeschichte, deren Handlung sich stark an der Heldenreise orientiert. Anders jedoch als die Autoren der typischen Genre-Geschichten dieser Zeit war Clarke einer der ersten Autoren, die der Science Fiction-Story eine weitere, politische Dimension mitgaben. Die Auseinanderentwicklung der beiden Städte Diaspar und Lys spiegelt stark die Zuspitzung des Ost-West-Konflikts aus der Zeit der Entstehung des Romans wider. Anders als das um die gleiche Zeit entstandene 1984 von George Orwell entwirft „Die Stadt und die Sterne“ jedoch kein absolut düsteres Bild der Zukunft, sondern zwei sehr unterschiedliche Lebens- und Gesellschaftskonzepte, von denen keins als das per se bessere dargestellt wird.
Wie viele andere Romane von Arthur C. Clarke enthält auch „Die Stadt und die Sterne“ einige technische Visionen, die bereits Wirklichkeit geworden sind oder bald real werden könnten. Transport- und Kommunikationsmöglichkeiten werden von Clarke ebenso angedacht wie mögliche evolutionäre Entwicklungen.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist die allwissende Erzählperspektive, die recht viel erklärt, was man in moderneren Büchern selbst herausfinden muss und auch will. Sieht man über diesen aus dem zeitlichen Kontext erklärbaren Unterschied hinweg, könnte „Die Stadt und die Sterne“ genau so gut vor zehn wie vor sechszig Jahren geschrieben worden sein. Der Roman ist dennoch auf Grund der Sprache sicher eher etwas für Fans des Genres, für die aber dann auch unbedingt zu empfehlen. Viele der entwickelten Ideen und genannten Motiven findet man in mordernen Büchern und Filmen wieder – von „Matrix“ bis „Die Möglichkeit einer Insel„.
Infos zum Buch
Die Stadt und die Sterne
(The City and the Stars)
Arthur C. Clarke
336 Seiten
Erstausgabe 1956
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