Für mich besteht der besondere Reiz der Science Fiction nicht in kämpfenden Raumschiffen, abgefahrenen Aliens und (natürlich nur bei Filmen) absurden Frisuren, sondern vor allem in innovativen Ideen, die uns wie pure Fantasie erscheinen, die aber vielleicht doch nicht ganz im Reich der Unmöglichkeit liegen. Zahlreiche Autoren von Science Fiction wie Jules Verne, Philip K. Dick oder Ray Bradbury haben in ihren Büchern Technologien beschrieben, die es heute gibt oder geben könnte. Die eine Technologie jedoch, von der man sich im Allgemeinen ziemlich sicher ist, dass es sie nie geben wird, ist das Zeitreisen. Aber ist das überhaupt gerechtfertigt?
Die Überzeugung, dass Zeitreisen eine ziemlich verrückte Idee sind, stammt aus unserer Vorstellung über das Wesen der Zeit, die absolut ist und sich wie ein Fluss selbstverständlich nur in eine Richtung bewegt. Doch bereits Einstein hat festgestellt, dass Zeit gar nicht absolut ist, sondern von den drei ersten Dimensionen abhängt und mit ihnen die Raumzeit bildet. Klar, das kennen wir alle: die Zeit kann sich dehnen oder wie im Flug vergehen, je nachdem wo (oder mit wem) wir sie verbringen, aber tatsächlich ist es auch physikalisch nachweisbar so, dass Zeit in Abhängigkeit vom Raum existiert. Nachlesen kann man das wunderbar und sehr verständlich in „Eine kurze Geschichte der Zeit“ von Stephen Hawking, der einen auch für Laien nachvollziehbaren Überblick über die Entstehung des Universums, das Wesen der Zeit und – für unsere aktuelle Themenwoche besonders spannend – die wissenschaftliche Denkbarkeit von Zeitreisen gibt. Nebenher erfährt man vieles über verschiedene physikalische Theorien zu unterschiedlichen Zeiten und lernt etwas über den Hintergrund, vor dem diese entstanden sind. Und darf darüber staunen, dass eine Uhr in der Nähe der Erdoberfläche nachweislich langsamer geht als an der Spitze eines hohen Turms, da die Masse der Erde Einfluss auf die Zeit nimmt.
Sind Zeitreisen möglich?
Tatsächlich sind in der Vergangenheit verschiedene physikalische Theorien entwickelt worden, die Zeitreisen zulassen. Beispielsweise hat der Mathematiker Gödel die Vorstellung entwickelt, dass die Raumzeit, in der wir uns befinden, rotiert. Wäre dies der Fall, könnte man sie (die entsprechende Technologie vorausgesetzt) beispielsweise mit einem Raumschiff verlassen und an einem anderen Punkt wieder landen – theoretisch also auch an einem früheren Zeitpunkt. Der Haken an dieser Theorie ist allerdings, dass man mittlerweile festgestellt hat, dass unsere Raumzeit nicht rotiert. Auch die etwas bekanntere Möglichkeit für Zeitreisen in die Zukunft scheint ausgeschlossen: Ein Raumschiff auf eine Geschwindigkeit zu beschleunigen, die über der des Lichts liegt und somit quasi schneller zu sein als die Zeit, ist ein echtes Energieproblem, denn je näher man an die Lichtgeschwindigkeit herankommt, desto mehr Energie benötigt man, um noch weiter zu beschleunigen.
Also doch alles Science Fiction? „Eine kurze Geschichte der Zeit“ stellt noch eine weitere Annahme vor, unter der Zeitreisen möglich sind: Wurmlöcher (bei ihrer ersten Erwähnung auch Einstein-Rosen-Brücken genannt) könnten eine Abkürzung von einem Punkt in der Raumzeit zu einem anderen darstellen, die in beide Richtungen passierbar ist und somit Zeitreisen ermöglicht. Doch selbst, wenn man in der Lage wäre, ein Wurmloch lange genug offen zu halten, dass ein Raumschiff hindurchfliegen kann, würde man auf ein Problem stoßen, dass die Basis für viele Zeitreise-Geschichten bildet: Zeitreisen in die Vergangenheit würden unweigerlich zu Paradoxa führen. Mit den Naturgesetzen könnten Zeitreisen in die Vergangenheit nur dann in Einklang stehen, wenn es zu Beginn der Zeitreise schon Teil der Geschichte wäre, dass der Zeitreisende in der Vergangenheit war. Viele Twists in Zeitreise-Filmen wie Terminator oder 12 Monkeys basieren auf dieser Idee. Das ist natürlich extrem unterhaltsam, aber letzten Endes kommt auch „Eine kurze Geschichte der Zeit“ zum Schluss, dass Zeitreisen leider doch unwahrscheinlich sind.
Viel besser und physikalisch angemessener als ich kann das natürlich Stephen Hawking erklären, und wer den Begriff „Raumzeit“ bisher nur aus „Zurück in die Zukunft“ kennt, findet in „Eine kurze Geschichte der Zeit“ eine spannende, gut lesbare und sehr informative Lektüre ohne mathematische Formeln und Herleitungen. Ich jedenfalls habe dabei ein paar Dinge gerlernt, und auch wenn meine physikalische Bildung nicht ausreichend ist, alles wirklich in der Tiefe zu verstehen, gibt das Buch einem doch zumindest ein Gefühl für physikalische Zusammenhänge und Theorien. Nicht umsonst ist „Eine kurze Geschichte der Zeit“ eins der meistverkauften aller Zeiten. Besonders empfehlen kann ich vor allem physikalischen Laien wie mir „Die illustrierte kurze Geschichte der Zeit“, die anhand etlicher Bilder die dargestellten Zusammenhänge noch deutlicher veranschaulicht.
Wer sich doch mehr für den Science Fiction-Anteil an Zeitreisen interessiert, hat bis zum 20.1.2013 auf unserer Facebook-Seite die Möglichkeit, einen unserer persönlichen Top 5-Zeitreise-Filme zu gewinnen. Zum Gewinnspiel hier klicken.
Infos zum Buch
Eine kurze Geschichte der Zeit
(A Brief History of Time)
Stephen Hawking
238 Seiten
Erstausgabe 1988
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Dieser Artikel gehört zu unserer Themenwoche über Zeitreisen.
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