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Es gibt noch ander Möglichkeiten als diese

von Yvonne

Die einfachste Antwort auf den Vorschlag, etwas zu verändern, lautet „Das klappt doch sowieso nicht.“. Dieser Ausspruch des Nichts-ändern-wollens, des grundsätzlichen Zweifels daran, dass eine andere Welt nicht nur vorstellbar, sondern sogar möglich ist, ist nicht nur sehr einfach, sondern leider auch weit verbreitet. Dass Themen wie das bedingungslose Grundeinkommen so dankbare Aufmacher sind, liegt an der Unvorstellbarkeit der Machbarkeit mindestens eben so sehr wie an der guten Idee.

Dabei ist der Wunsch, etwas zu ändern an den bestehenden Gesellschaftsstrukturen, die man als selbstverständlich erlernt hat, gar nicht so ungewöhnlich. Dachgärten zum Gemüseanbau in Großstädten, der zunehmende Vegetarismus Generationen-WGs zeugen davon, dass immer mehr Menschen genau das leben wollen, was John Lennon sich vor mehr als 40 Jahren in seinem berühmtesten Lied vorgestellt hat.

In seinem Buch Völlig utopisch – 17 Beispiele einer besseren Welt hat Herausgeber und Mit-Autor Marc Engelhardt Reportagen über Menschen zusammengestellt, die den ganzen Schritt gewagt haben und versuchen, inmitten von Konsumgesellschaft und Kapitalismus ein anderes, besseres Leben zu führen.

Veränderungen im Kleinen und bei sich selbst

Die verschiedenen Fälle von Kapitulationsverweigerung sind dabei äußerst unterschiedlich, reichen von einer Nicht-Religions-Gemeinschaft mit dem Ziel wirklicher Gleichberechtigung in Äthiopien über eine schon fast autarke, der Wirtschaftskrise trotzende Kommune in Griechenland bis hin zu einer Steuern verweigernden Bauern-Gruppierung in Indonesien. Auch das das eingangs erwähnte bedingungslose Grundeinkommen ist bereits verwirklicht: In einem namibischen Dorf sorgte die experimentelle Einführung einer bedarfsunabhängigen Rente für mehr Gesundheit, weniger Kriminalität und – da die Bewohner es sich nun leisten konnten – wirtschaftlichen Aufschwung. Doch so weit muss man gar nicht fahren, um Menschen zu finden, die versuchen, etwas anders zu machen. In der Nähe von Amsterdam wurde ein Dorf gebaut, dass es Alzheimer-Patienten ermöglichen soll, ein weitgehend selbstbestimmtes Leben zu führen, indem ihnen eine authentische, aber sichere Umgebung zur Verfügung gestellt wird – die Truman Show mit gutem Zweck sozusagen.

Die alles umfassende Gemeinsamkeit dieser und aller anderer Beispiele in Völlig utopisch: Es wurde nicht versucht, Symptome zu bekämpfen, Änderungen am Bestehenden vorzunehmen, sonder es wurde komplett neu ge- und erdacht, wie man eigentlich leben möchte – und das wurde umgesetzt, gegen Widerstände, mit Schwierigkeiten, aber ebenso mit Erfolg. Tragende Elemente all dieser utopischen Mini-Gesellschaften sind Gleichheit, Respekt und Freiheit. Dass dies Werte sind, die man gutheißt, steht für die meisten außer Frage. Dass man nach ihnen und für sie lebt, ist leider noch Ausnahme. Aber immerhin eine, die schon so weit um sich gegriffen hat, dass man ein ganzes Buch damit füllen kann.

Völlig utopisch ist eine Sammlung differenzierter Reportagen, die allesamt zeigen, dass man nicht auf den ausgetretenen Wegen der Gesellschaft gehen muss, um ein gutes Leben zu führen.

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