Vor ein paar Jahren bin ich bei einem meiner Streifzüge durch die Ludwig-Buchhandlung in Köln auf ein Buch, das mir sofort ins Auge sprang: Das Wirtschafts-Buch. Da ich dieses Fach vor langer Zeit mal studiert habe und mich noch an viele unglaublich langweilige Vorlesungen erinnere, brachte mich das liebevoll gestaltete Cover dazu, mal reinzuschauen. Ich wollte festzustellen, ob man dieses Wissen nicht auch anders darstellen kann. Und ja, man kann. Grafiken, gut erklärte Texte und viele Hintergründe machten das Buch regelrecht spannend. Als ich nun gelesen habe, dass der Dorling-Kindersley in derselben Reihe gerade Das Literatur-Buch herausgebracht hat, war ich natürlich erst recht neugierig: Schließlich fand ich an Literatur noch nie irgendetwas langweilig. Und das bestätigt sich auch wieder mit diesem wunderbar gestalteten Sachbuch.
Der Aufbau des Buchs
Das Literatur-Buch ist chronologisch aufgebaut und nimmt einen als Leser mit auf einen Streifzug durch die Geschichte der Literatur von 3000 v. Chr. bis heute. Besonders positiv daran ist, dass das ganze Wissen, das dieses Buch vermittelt, immer auf Beispiele bezogen ist. Es gibt nur eine sehr kurze Einleitung zur Bedeutung des Geschichtenerzählens und zur Auswahl der Werke im Buch. Danach folgt bereits die Vorstellung der ersten Werke. Diese sind unterteilt in sieben größere zeitliche Abschnitte, die etwas grober gefasst sind als die Epochen der Literaturgeschichte. Der erste Zeitabschnitt stellt zum Beispiel Werke aus dem Früh- und Hochmittelalter und allem, was davor kam, vor, wobei das Gilgamesch-Epos als das wohl bekannteste Beispiel der ältesten Literatur natürlich nicht fehlen darf. Das Ganze endet mit der zeitgenössischen Literatur.
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Das Literatur-Buch von verschiedeneErschienen 2017 bei Dorling Kindersley | Anzeige |
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Das Literatur-Buch von verschiedeneErschienen 2017 bei Dorling Kindersley |
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Die Vorstellung der einzelnen Werke
Zu jedem Werk – meist Romane, aber teilweise eben auch Vers-Epen oder einzelne Gedichte – gibt es mindestens eine liebevoll gestaltete Seite, die den Inhalt des Buchs sowie die Bedeutung für die Literaturgeschichte zusammenfasst. Es finden sich zudem Informationen zum Autor oder zur Autorin und Zitate aus dem Werk, sodass man direkt einen Eindruck davon erhält, ob es einen ansprechen würde. (Auf mich selbst bezogen kann ich sagen: Ja, jedes einzelne – dazu gleich später mehr.)
Außerdem gibt es Querverweise zu anderen wichtigen Werken. Was mich besonders begeistert hat, ist die zeitliche Einordnung des Werks. Eine kleine Zeitleiste gibt an, was kurz vorher passierte und Einfluss auf das Werk hatte, was gleichzeitig geschah und was später durch den Roman oder das Gedicht beeinflusst wurde. Dadurch erhält man einen viel tieferen Einblick in die Zeit und die Umstände, in der die jeweilige Literatur entstanden ist. Über diese „Grundelemente“ hinaus gibt es für viele der vorgestellten Werke zusätzliche Grafiken oder Tabellen, die einen besonderen Aspekt aufgreifen. Zu Die Blechtrommel gibt es beispielsweise eine wunderbare Übersicht, die deutlich macht, warum Oskar Matzerath der wohl unzuverlässigste aller unzuverlässigen Erzähler der Literaturgeschichte ist.
Diese liebevolle grafische Gestaltung erinnert eher an interaktive Webseiten als an ein Sachbuch. Man merkt, dass dieses Buch von Literatur-Fans (und -Experten) für Literatur-Fans gemacht wurde. Man lernt im Vorbeigehen eine Menge und hat dabei einfach Spaß an diesem tollen Buch.
Die Auswahl der Werke im Literatur-Buch
Mehr als 100 Bücher / Gedichte stellt Das Literatur-Buch so ausführlich vor. Darüber hinaus gibt es in jedem Kapitel Hinweise zu weiterer Literatur. Diese ist mit einer ganz kurzen inhaltlichen Zusammenfassung versehen und wenigen Hinweisen auf die Bedeutung des jeweiligen Werks. Als ich Das Literatur-Buch zum ersten Mal durchgeblättert habe, war ich absolut positiv überrascht von der vielseitigen Auswahl, die getroffen wurde. Die Autoren schaffen es, Werke aus dem in Schulen und an Universitäten besprochenen Literatur-Kanon vorzustellen und gleichzeitig Bücher daneben zu stellen, die viele Menschen sehr gerene geleseen haben. Literatur-Nobelpreis-Träger sind genau so vertreten wie Science Fiction-Autoren.
Allen Werken gemein ist, dass sie die Literatur ihrer Zeit – und darüber hinaus – geprägt haben. Bemerkenswert finde ich außerdem, dass bewusst Literatur aus unterschiedlichen Kulturkreisen vorgestellt wird. Zwar liegt der Fokus auf „westlicher“ Literatur. Aber man findet in jedem Zeitabschnitt auch Autoren aus dem afrikanischen, südamerikanischen und asiatischen Raum. Und nicht nur J.M. Coetzee, Roberto Bolaño und Haruki Murakami. Diese sehr breite Auswahl sorgt dafür, dass man in jedem Fall Bücher entdeckt, von denen man bisher noch nichts gehört hat.
Mein persönliches Fazit zu Das Literatur-Buch
Dieser tolle Bildband ist meiner Meinung nach eine Bereicherung für jeden Literatur-Fan. Und weil es so liebevoll gestaltet ist, ist es auch eine schöne Geschenkidee für Bücherfreunde. Man findet auf jeder Seite schöne Details, wenn man den vorgestellten Roman bereits kennt, oder ausgewählte neue Anregungen, wenn man über etwas Unbekanntes stolpert. In jedem Fall kann man viele begeisterte Stunden in diesem Bild stöbern und sich von Literatur begeistern lassen.