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Die Kunst, einen Dinosaurier zu falten von Kristina Pfister

von Yvonne

Spätestens nach dem Studium ist man erwachsen. Dann wird der bis dahin schon beständig aufgebesserte Lebenslauf weiter optimiert. Die perfekte Stelle wird gesucht und das „richtige“ Leben fängt endlich an.

Das Ende des Studium ist aber gleichzeitig auch das Ende vorgegebener Lebensstrukturen. Spätestens jetzt kann sich auch der letzte junge Erwachsene aussuchen, was er oder sie mit seinem Leben machen möchte. Während das Alter beim Studienende dank Bologna-Reform und G8 sinkt und die Möglichkeiten aufgrund neuer Berufsbilder, Globalisierung und Internet beständig zunehmen, ist es ein Leichtes, sich im Überangebot der möglichen Lebensentwürfe zu verlieren.

Annika, Erzählerin und Hauptfigur aus Die Kunst einen Dinosaurier zu falten, fällt es jedenfalls nicht leicht, direkt nach dem Studium durchzustarten. Sie ist Mitte 20 und hat gerade den Bachelor in Kunstgeschichte in der Tasche. Gerade macht sie mal wieder ein Praktikum in einer beliebigen Stadt. Vom Fenster ihres Appartement-Bungalows aus kann sie in ein anderes Leben blicken. Marie-Louise wohnt direkt gegenüber, eigentlich in denselben Strukturen, doch ihr Leben erscheint Annika unendlich viel aufregender als das eigene – mit Partys, vielen Freunden und ganz offensichtlich ohne geregelte Struktur.

In meinen Gedanken war sie eine Mischung aus Holly Golightly und Edie Sedgwick, ein It-Girl der alten Schule, sexy und ein bisschen verrucht und bestimmt auf schicke Art und Weise drogenabhängig und promiskuitiv.

Die Kunst, einen Dinosaurier zu falten und sein Leben zu leben

Eines Nachmittags steht Marie-Louise dann plötzlich vor der Tür. Sie entpuppt sich tatsächlich als genau das, was Annika im Leben zu fehlen scheint: ein Gegenentwurf zu den Erwartungen bezüglich Selbstoptimierung und ein möglicher Katalysator für die eigene Entwicklung. Leider ist es Marie-Louises letzter Abend, bevor sie nach London aufbricht. Die Freundschaft der beiden endet, bevor sie begonnen hat. Desillusioniert bricht Annika ihr Praktikum ab. Sie flüchtet sich aufs heimische Sofa zu ihrer Mutter, wo sie die Körperhygiene vernachlässigt und auf der Playstation Zombies erschießt.

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Die Kunst, einen Dinosaurier zu falten von Kristina Pfister

Erschienen 2017 bei Tropen
253 Seiten, 20,00 Euro

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Die Kunst, einen Dinosaurier zu falten von Kristina Pfister

Erschienen 2017 bei Tropen
253 Seiten, 20,00 Euro

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Zuhause erscheinen die sich permanent um die Karriere drehenden Gespräche mit den alten Schulfreunden Annika noch erdrückender als vorher. Was interessiert es sie, wer gerade in Shanghai oder Kanada ist? Annika zweifelt an sich selbst, an ihren Entscheidungsmöglichkeiten und bleibt daher blockiert zuhause sitzen.

Ich fragte mich, ob dumme Leute immer mutiger sein würden als ich, weil sie einfach weniger nachdachten.

Als schließlich endlich der erhoffte Zufall eintritt und sie Marie-Louise wieder trifft, macht sie sich gemeinsam mit der Freundin auf den Weg, herauszufinden, was sie wirklich will.

Die Kunst, einen Dinosaurier zu falten ist ein klassischer Entwicklungsroman, der gekonnt zeigt, wie das Ende der Ausbildungszeit über junge Erwachsene hereinbricht – mit allen Möglichkeiten und damit auch allen möglichen Fehlentscheidungen. Die Konstellation mit der sehr zurückhaltenden Annika und der furchtlosen Marie-Louise hat mich mehr als einmal an tschick erinnert – nur eben mit etwas älteren und weiblichen Hauptfiguren.

Ein erfrischendes Debüt vor allem für Fans von Büchern über das Erwachsenwerden und -sein.Google

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